moya kala
„Ich bin in die Textilbranche reingerutscht“, sagt Claudine Tanner lächelnd. Sie sitzt in ihrem neu eingerichteten Atelier im Startup Pilatus. Die Sonnenstrahlen tänzeln durch das Fenster und fallen auf die neu angekommene Kollektion von moya kala. Moya kala ist bulgarisch und bedeutet Meine Calla-Blume, die weisse Trompetenblume. Früher wurde sie als Trauerblume eingesetzt, heute ist sie vermehrt eine Hochzeitsblume. „Für uns symbolisiert sie unser Frauenbild. Wir wollen, dass sich die Frauen schön fühlen und respektiert werden“, so die 31-Jährige. An den Wänden hängen Bilder von Frauen verschiedenen Alters und mit verschiedenen Körpern. Sie tragen die Unterwäsche von moya kala und wurden nicht mit Photoshop dem Schönheitsideal angepasst. Die Unterwäsche-Kollektion ist stilvoll schwarz, sie fühlt sich geschmeidig an. Gemacht wurden sie vorwiegend aus Recyclingmaterialien. Der Hauptstoff ist Cupro ein 100% Recyclingprodukt aus der Baumwollindustrie, das im geschlossenen Kreislauf verarbeitet werden kann. Das heisst, es gibt keine Restchemikalien. Zudem wird ein Recycling aus Polyamid und Schweizer-Spitze aus dem Outlet von Bischoff Textil eingesetzt. Kurz: Die Unterwäsche ist nachhaltig.
Claudine Tanner
Gründerin und Geschäftsführerin von moya kala
Hartnäckiges Business
Claudine Tanner beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Konsumverhalten unserer Gesellschaft. „Mir ist schnell aufgefallen, dass es viele Fairtrade-Brands für Kleider gibt, aber kaum eines für Unterwäsche. Für mich persönlich gab es eigentlich keinen Büstenhalter, der nachhaltig produziert war, und mir wirklich passte.“ Die Idee für ein eigenes Label wurde beim Einkauf geboren.
Grosse Firmen würden aktuell zwar versuchen, nachhaltiger zu werden, schliesslich liegt die Nachhaltigkeit im Trend. Leider sind sie es aber nicht. „Die Leute lesen das Wort „Consciousness“ bei H & M und glauben, etwas Nachhaltiges zu kaufen. Der Prozess dahinter ist aber viel komplexer, das Wort alleine reicht nicht.
Wirklich nachhaltig
Claudine wollte es von Anfang an richtig machen und begann Textilwirtschaft zu studieren, um sich so viel Wissen wie möglich in der Thematik anzueignen. In Bulgarien fand sie zusammen mit ihrem heutigen Ehemann eine bereits bestehende Firma, in welche sie investieren konnte. „So konnten wir die Leute vor Ort behalten. Leider ist es in Bulgarien schwierig, Mitarbeitende zu finden, weil so zu sagen eine gesamte Generation ausgewandert ist.“ Ein weiteres Problem sei aber, dass es vor Ort viel Menschenhandel und Prostitution gäbe, was sie persönlich sehr beschäftigt. „Darum wollten wir bewusst in diesem Land Arbeitsstellen fördern und schaffen“, erklärt Claudine.
Mit einem ersten Crowdfunding konnte sie 50‘000 Franken generieren und mit der Produktion beginnen. Trotz der grossen Unterstützung, ist die Branche hart. „Anfangs waren wir fünf Gründerinnen, heute bin ich noch alleine mit einem neuen kleinen Team.“ Da ihr Ehemann eine Festanstellung als Medizintechniker habe, müsse sie nicht verdienen. Denn seit 2.5 Jahren ist ihre Arbeit nicht entlöhnt. Eine weitere Herausforderung sei der Spagat zwischen wirtschaftlichen und sozialen Aspekten.
Nachhaltig produzierte Ware hat seinen Preis, lässt sich dafür aber mit gutem Gewissen tragen. „Bisher sind alle vom Material und von den Produkten als Ganzes begeistert. Es handelt sich bei unserer Kollektion nicht um fast-fashion. Du kaufst es nicht, weil es billig, ist sondern weil es gut ist.“ Mit dem Kauf unterstütze man die Vision einer Welt, in der Frauen respektiert werden. Wer nachrechnet merkt schnell: „Eigentlich ist es nicht zu teuer, wir sind es uns einfach nicht gewohnt faire Preise zu bezahlen.“
Die Startuperin
„Ich bin nicht die Art Person, die einfach arbeiten geht. Mich stören viele Dinge. Ich kann nicht einfach zusehen, wenn etwas nicht nachhaltig ist. Ich wollte etwas selber machen und etwas verändern. Mein Mann ist da ähnlich, wir waren beide sehr risikofreudig“, Claudine lächelt. Einen Plan B habe sie nicht. „Ich werde immer arbeiten, aber meine Familie muss auch Platz haben. Plan C wäre dann das Auswandern nach Brasilien.“ Claudine lacht und erklärt, dass sie sich relativ schnell an neue Situationen gewöhnen könne. Eine Eigenschaft, die man als Startuperin haben müsse.
Endlich: die Kollektion
„Nach 2.5 Jahren ist es wunderschön, die Kollektion in den Händen zu halten. Auch wenn sie rund 2.5 Monate zu spät eingetroffen ist“, so Claudine. Die einzigartige Unterwäsche gibt es im Onlineshop und in rund 10 ausgewählten Schweizer Boutiquen.
Weitere Infos unter www.moyakala.com